WIR SCHREIBEN DAS JAHR 1913. TOUT LE MONDE AM GARE DE L’EST. ARISTOKRATIE,
DIPLOMATEN, HALBWELT. DIE DAMEN SIND ÜBERSÄT MIT PERLEN, DIADEMEN UND FEDERSCHMUCK. PLÜSCH UND PRUNK WOHIN MAN SCHAUT. LONDON-PARIS-WIEN-VENEDIG-KONSTANTINOPEL – DEKORATIVE ELEGANZ UND PELZGESÄUMTER LUXUS.
IM ORIENT-EXPRESS DER COMPAGNIE INTERNATIONAL DES WAGONS-LITS... VON DIESER REISE HAT JOHANN HEFEL IMMER GETRÄUMT. – UND VON EINEM WIEDERSEHEN MIT ADÈLE… ER BESTEIGT DEN GRAND EXPRESS.
Five o‘clock tea mit süssen Scones. Johann tauscht den sportlichen Tweed gegen feinen Zwirn. englisches Tuch aus der savile row. im speise-wagen werden Cocktails gereicht. Eiswürfel klirren im Kristall. Gertrude Stein spricht über „Tender Buttons“. Johann erzählt von der Kunst des Handwerks: „Finest craftsmanship for the luxury sleep“. 100% Made in Austria. Sir John und Komtesse Mizzi lauschen gebannt.
Das Flair der Belle Époque bringt Johann in Champagner-Laune. Madame Estelle, die seidenrauschende Femme fatale, diniert gleich vis-à-vis. Johann hat ein Rendezvous. Elysium – was für ein Amusement ihm diese extravaganten betten und Kissen bereiten! „pur Cashmere?“ – fragt die raffinierte Estelle und lächelt kokett.
Johann geniesst die Erlesenheit des Interieurs. Textiltapeten, Marmor, Tafelkristall und Silber. Jugendstil und Opulenz im Luxuszug. Johann denkt an adele. Auf Daunen gebettet. So schön im Schlaf. 'Die Seele ist ein weites Land', kommt ihm in den Sinn. Seidene Laken, perlmutt-schimmernde Bezüge, Ziernähte und griechische Mäander. Verstreute Blüten, verschwenderische Leidenschaft. – ach, Adele!
Südwind, Meeresbrise, Lagune, Inseln, Lido … Johann atmet die salzige Luft, geniesst den Duft von frischer Baumwolle und kühlem leinen. Im Rhythmus der starken Zugmaschinen, im leichten wiegen des noblen Bahnabteils, träumt er vom Canal Grande in einer schaukelnden Gondel. Seine schöne Begleiterin ruht auf Wildseidedecken und lächelt. Auf den Blüten ihres Kleides schillert ein azurblauer Falter.
Yasmin, Zimt, Kurkuma, Pfeffer, Nelke – betörende Gewürze, Blumig-schweres Parfum im Duftbasar von Orient und Okzident. Johann geniesst im grandiosen Eisenbahnhotel Pera Palas köstliche Patisserie zu schwarzem Mokka. Mondänes Publikum in Fräcken und Roben, mit Zylinder, Turban und Straußenfedern füllt die opulente Halle. Lakaien türmen die feinsten Kissen auf: der Sultan und sein Gefolge reisen ab – mit dem „König der Züge, dem Zug der Könige“.